Ich habe ein traditionelles japanisches Saiteninstrument gebaut: eine Satsuma Biwa
und dies ist die Geschichte wie diese Instrument von:
Jhon Victor Miura Hardy
gestohlen wurde.

Sollten Sie zu dieser Geschichte einen Hinweis oder Kontakt haben ...,
lassen Sie es mich bitte wissen!

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Meine Biwa nach Fertigstellung, im Atelier von Prof. M. Radt,
Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.

Während meines vom DAAD (Deutscher Akademische Austauschdienst) unterstützten Aufenthalts in Japan, von 1992 bis 1993, habe ich zu Beginn der ersten Wochen einen jungen Mann kennengelernt, Jhon Victor Hardy, mit dem ich mich schnell sehr gut verstanden hatte. Jhons Mutter ist Japanerin und sein Vater stammt aus den USA. Er war Schüler einer der größten und weltbekannten Biwaspielerinnen, Tsuruta Kinshi. Die Biwa ist ein traditionelles Saiteninstrument, entfernt vergleichbar mit der Laute. Ihre Herkunft geht bis auf Gautama Buddha zurück, der einem blinden Schüler dieses Saiteninstrument gegeben haben soll, um darauf begleitend seine Lehrreden, seine Sutren, zu verkünden.

Jhon und ich hatten uns während der eineinhalb Jahre meines Aufenthalts oft gesehen und vertieften unsere philosophischen Auseinandersetzungen, es entstand eine Freundschaft. Jhon eröffnete zusammen mit mir meine Ausstellung auf Yakushima mit einer Musikperformance (siehe: Tan - Der Goldene Spiegel in www.silent-light.de), Prof. M. Radt eröffnete die Ausstellung mit einer Rede. In dieser Zeit entstand in Jhon die Idee, daß er einen Gaststudienaufenthalt an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart durchführen könne um dort eine Biwa nach seiner Vorstellung zu bauen. Prof. M. Radt und ich wollten ihn darin unterstützen.

Nach meiner Rückkehr aus Japan im Herbst 1993, erhielt ich ein zweijähriges Folgestipendium für ein Projekt, und kümmerte mich zusammen mit Prof. M. Radt um die Genehmigung von Jhons Gastaufenthalt für das Frühjahr 1994, an der Akademie. Jhons Absicht war es für einige Monate in Stuttgart zu bleiben um eine Biwa zu bauen, wir wollten ihn darin unterstützen und nötige handwerkliche Kenntnisse vermitteln. Kurz vor seinem Eintreffen erhielt ich von Jhon die Auskunft, daß er nur drei Wochen bleiben könne, jedoch unbedingt eine Biwa bauen wolle, damit er ein Stipendium für einen längeren Aufenthalt erhalten könne, welches ihm in Aussicht gestellt wurde.
Kurz vor seinem Eintreffen erhielt ich von Jhon die Auskunft, daß er nur drei Wochen bleiben könne, jedoch unbedingt eine Biwa bauen wolle, damit er ein Stipendium für einen längeren Aufenthalt erhalten könne, welches ihm in Aussicht gestellt wurde.

Seine Einstellung war, daß wenn Musashi (Miyamoto Musashi 1584-1645, ein in Japan sehr bekannter Samurai) eine Biwa in drei Tagen bauen könne, dann würde er selbst das in drei Wochen natürlich auch schaffen.

Unmittelbar nach seinem Eintreffen in Stuttgart, besprach ich mit Jhon die Durchführung des Baus und bat ihn eine genaue Skizze mit Aufrißzeichnung für die Biwa anzufertigen. Es war ernüchternd zu sehen, daß Jhon weder eine Zeichnung herstellen konnte, noch eine klare Vorstellung von dem hatte was er tun wollte und es war abzusehen, daß er dieses Vorhaben nicht selbständig durchführen können würde.

Der erste Tag bei Herrn Lutz in der Holzwerkstatt der Akademie war noch ernüchternder, Jhon hatte keinerlei Erfahrung in der Bearbeitung mit Holz und eigentlich auch keine handwerkliche Anlage dafür (er hatte sozusagen zwei linke Hände).

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Deckel und Köper der Biwa im Bau, kurz vor dessen Verleimung.
Auf der Innenseite des Deckels ist meine Signatur zu sehen, mit zwei roten Stempeln und dem Namen der Biwa.

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Frontansicht meiner Biwa (rechts), links daneben das Instrument von Jhon Hardy, nach Fertigstellung 1994,
im Atelier von Prof. M. Radt, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.

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Im Vordergrund meine Biwa, dahinter die Biwa vom Jhon Hardy, im Atelier von Prof. M. Radt,
Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.

Um ihm zu helfen sein Stipendium zu erhalten und aus aufrichtig freundschaftlicher Verbundenheit zu ihm, übernahm ich den Bau der Biwa.

Ich fertigte die Biwa komplett alleine, in einem Zeitraum von zweieinhalb Wochen. Jhon war nicht mal in der Lage die einfachsten Tätigkeiten bei der Bearbeitung zu übernehmen, er entschuldigte sich u.a. mit der Ausrede, daß er seine Finger schonen müsse, da er unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Japan ein Konzert habe.

Sein Interesse galt sehr ausgiebig den jungen Studentinnen an der Akademie, während ich die Biwa baute.

Ich stellte die Biwa alleine her und gab sie Jhon als Leihgabe nach Japan mit und gestattete ihm darauf zu spielen. Wir vereinbarten, daß er sie mir jederzeit auf meinen Wunsch nach Stuttgart zurückbringen müsse.

Jhon wollte meine Biwa seiner Lehrerin zeigen und für die Bewerbung eines Stipendiums vorführen. Die Herstellung von Biwas ist übrigens ein aussterbendes Handwerk in Japan, meines Wissens gibt es derzeit nur noch ein Meister der dieses Instrument fertigen kann.

Jhon verließ Stuttgart mit meiner Biwa im Frühling 1994. Darauf folgend begann ein schlimmes Spiel von Lügen, taktischem Austricksen und schließlich ungeheuerlichen Behauptungen, Lügen und Unverschämtheiten.

Seit Sommer 1994 versuche ich meine Biwa zurückzubekommen, nachdem ich das Lügengebilde von Jhon zu durchschauen begann.

Jhon kam die Jahre über immer wieder nach Stuttgart um in der Holzwerkstatt von Herrn Lutz zu lernen. Ich forderte Jhon beständig und wiederholt auf meine Biwa zurückzubringen. Mit Widersprüchlichkeiten, Ausreden und Unzuverlässigkeiten umging er diese Verpflichtung.

Im September 94 erhielt ich einen Brief in welchem Jhon schrieb: "...This Biwa is shit!! It sounds like shit!! It looks like shit!! Waste of time!...". Wie er schrieb, sollen das die Worte seiner Lehrerin gewesen sein.

Vor Jhons Abreise nach Japan, im Frühjahr 94, mit der frisch fertiggestellten Biwa, prüfte er das Instrumente und war zufrieden und entzückt über dessen Klang und das Klangvolumen.

Alle Briefe die ich seit 1994 an ihn nach Japan geschrieben hatte wurden von ihm zunächst mit Ausreden und später mit Unverschämtheiten erwidert und schließlich entweder nicht beantwortet, oder nicht angenommen und von der Post zurückgeschickt. Darunter waren auch einige Einschreiben, die teilweise mit der Handschrift von Jhon auf dem Umschlag ungeöffnet zurückgeschickt wurden.

Im Jahre 1996 stellte ich Jhon schließlich persönlich, während einem seiner Aufenthalte in Stuttgart, vor dem Haus eines Freundes von mir. In diesem dann entstandenen Streitgespräch wurde er, auf meine sehr klaren und eindeutigen Fragen auf sein Verhalten und den Verbleib meiner Biwa, unverschämt und beleidigend und versuchte mich anhaltend mit Machtgehabe und Beleidigungen einzuschüchtern und abzuwürgen. Er behauptete sogar, daß er selbst meine Biwa gebaut habe und sie ihm gehöre und ich kein Recht mehr über das Instrument haben würde und überhaupt würde nur er alleine über die Biwa bestimmen und nicht ich. Ich hatte einen Menschen vor mir den ich nicht mehr kannte, sein Gesicht war eine gierige, entstellte Maske die mir fremd war.

Ich ließ wieder Zeit verstreichen und erholte mich von diesem Erlebnis und versuchte daraufhin einen Kontakt zu anderen Biwaspielern, die bei Tsuruta Kinshi gelernt hatten, herzustellen. Es gelang mir durch einen Hinweis eine Schülerin in Amsterdam ausfindig zu machen. Ich erfuhr den Namen des derzeitigen Lehrers von Jhon nach dem Tod von Tsuruta Kinshi, es ist Herr Yukio Tanaka aus Tokyo. Mir wurde mitgeteilt meine Biwa sei im Hause von Herr Tanaka.

Ich konnte weitere hochrangige Schüler der Meisterin herausfinden so: Frau Kakujo Nakagawa und Herr Kakujo Nakamura. Ich schrieb alle diese Personen an, informierte sie und bat um Hilfe und Rückmeldung in dieser Sache. Auf Anfrage der Schülerin aus Amsterdam, schickte ich dann auch Unterlagen über meine künstlerische Arbeit nach Tokyo. Ich erhielt weder einen Dank, noch eine Rückantwort. Ich schrieb auch einige Briefe und einige Emails an Herr Tanaka, ohne Reaktion.

Erst als ich dann per Email androhte die gesamten Biwaschulen sowie Museen in Japan sowie international über diese Geschichte in Kenntnis zu setzen, erhielt ich eine Reaktion von einem englisch sprechenden Schüler von Herr Tanaka. Herr Tanaka ließ mir ausrichten daß er seit langem nichts mehr von Jhon Hardy gehört habe und über den Verbleib meiner Biwa nichts wisse.

Das ist der derzeitige Stand der Dinge.

Eine ernüchternde Erfahrung mit japanischer Tradition und menschlichem Bewußtsein.

Diese Beschreibung ist ins englische übersetzt worden und wurde per Email an Biwaschulen und Museen Japans sowie internationale Einrichtungen verschickt, um auf den Sachverhalt aufmerksam zu machen.

Wenn Sie einen Hinweis über den Verbleib meiner Biwa oder eine sonstige hilfreiche Information haben, bitte ich Sie mit mir Kontakt aufzunehmen.



Stuttgart, 20. 12. 2000

Stefan Laug



Information über die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart: www.abk-stuttgart.de

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Jhon Victor Miura Hardy 1994

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Ich und Jhon Miura Hardy im Atelier von Prof. M. Radt
an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.